"(...) Laßt auch die Narren die Liebe nicht mißverstehen; denn es
gibt Liebe und Liebe. (....)" 1.57
Es wäre ja schön, wenn wir uns darauf verlassen könnten, daß
dann, wenn wir uns ausreichend liebend verhalten, schon der Kurs
in die richtige Richtung gesetzt ist.
Aber schon ganz am Anfang taucht ein Problem auf:
Steht da etwa: „Wille unter Liebe" ?
Ich lese da: „Liebe unter Willen" .
Wie soll ich also auf Priorität von „Liebe" schließen ?
„Liebe ist das Gesetz": Das ist zunächst eine Feststellung.
„Liebe unter Willen": Könnte auch eine Empfehlung sein.
Allerdings hat das hebräische Wort „Nepesh", für Tierseele, auch
die Bedeutung von „Wille".
Was nun?
Kommen wir noch mal zu der zentralen Frage:
Was ist noch mal „Gesetz" in der Begrifflichkeit des Liber AL ?
Eben nicht Gesetzeswerke an die man sich „zu halten" hat,
sondern eher Gesetze der Natur. (Das stellt MDE in seinem Liber
AL Kommentar nicht unähnlich dar und interpretiert in der Fibel
„Gesetz" als „sozusagen spirituelle Naturgesetze".)
Wenn ich vor einer neuen Problemstellung stehe, kann ich
zunächst versuchen, die (Natur)Gesetze zur Anwendung zu
bringen. Gesetze bieten insofern eine Orientierung.
Wenn ich mich orientieren will, muß ich mich darauf verlassen
können, daß die Bedingungen um mich herum verhältnismäßig
gleich bleiben. Ich bin es ja, der sich bewegen will.
Insofern sind (Natur)Gesetze statisch.
Insofern steckt in dem Liber AL sehr wohl die Idee der Ewigkeit.
Zumindest nach menschlichen Maßstäben.
2.58: „rechnet nicht mit Veränderung. (...)"
Es ist ein allgemeines Problem mit den Gesetzen, daß ihrem
Wesen die Idee des Statischen innewohnt.
Das heißt, sobald ein Gesetz als solches erkannt wird, nimmt es
einen statischen Zustand an.
„Statisch" wird in diesem Zusammenhang mit „seiend" und „seiend"
mit „wahrnehmbar" identifiziert.
Statik impliziert sie Existenz eines Objekts.
Insofern lässt sich schließen, daß das Postulat von Statik mit dem
Postulat von Existenz weitestgehend Deckungsgleich ist.
Zustände des Statischen,
aber auch der Unschärfe
oder der Facettenhaftigkeit und Mehrdeutigkeit,
sind insofern Problemstellungen, welche dem Erkennenden
innewohnen,
mit der Folge von gegebenenfalls unterschiedlichsten Ausdrücken
für die gleichen Gesetze.
Insofern könnte man schließen:
Nicht die Gesetze ändern sich,
sondern ihre Erscheinungen, die Wahrnehmung ihrer Gegenwart,
sowie ihr Gültigkeitsbereich für den Wahrnehmenden.
Insofern „besteigt" auch in Abständen von Aeonen jemand anderes
„den Thron".
Und was ist Grundlage des Gesetzes?
Die Gegebenheiten. Das was nachprüfbar ist.
Letztlich das Universum selbst.
Nuit.
Das Gesetz ist „Ihr Körper".
Bestehend sowohl aus Fakten, wie Theorien, Ideen,
Wahrnehmungsmöglichkeiten aller Art.
Prinzipiell suchen wir ohnehin „nur sie".
Kurz:
Orientierung.
Wie sähe eine zeitgemäße Orientierung aus:
„Gewißheit, nicht Glauben." (1.58)
Nun heißt dieses Buch „Das Buch des Gesetzes".
Wenn Liebe das Gesetz ist, dann ist das Buch gleichzeitig das
Buch der Liebe.
Jetzt kommen wir zu dem Problem mit der Liebe.
Der Verdacht drängt sich auf, daß MDE's Pauschalisierung von
„Liebe = die Verschmelzung zweier Seelen", in den hier
diskutierten Zusammenhängen viel zu kurz greift. Sie spricht
lediglich einen Idealzustand an. Ich schätze, daß es sich dabei um
die kleinste Teilmenge aller Erscheinungsformen handelt. Insofern
führt diese in der Fibel verwendete Pauschalisierung in die Irre.
Obwohl uns Nuit ihrerseits auch gerne in die Irre führt.
Klar: Wir, die Menschen, gehören ebenfalls zu „ihrem Körper".
Insofern stimmt: Liebe = Identität.
Insofern haben wir mit der Nuit vorerst auch kein Problem. Es fällt
gar nicht auf. Wenn es aber nicht auffällt, kann es ja mit der Liebe
ja nicht so weit her sein. Insofern stellt sich die Frage, inwieweit
„Verschmelzung" ein bewusster Dauerzustand sein kann.
Warum sollte sie wohl auffordern zu „suchet nur mich !" ? 1.32
Jetzt wird's peinlich:
Was ist mit:
„Ich will zu Mami !"
?
Tja, das ist Orientierung:
Sicherheit,
Wärme.
Sehnsucht?
Crowley konnte gut drauf schimpfen und hatte auch aus seiner
Zeit heraus gewiß recht, wenn er auch selber ein
unverbesserlicher und genialer Romantiker war.
Tja,
Was ist mit dieser gottverdammten Sehnsucht ?
Was ist mit der Kraft der Sublimation?
Hat sie nicht enorme künstlerische Leistungen hervorgebracht?
Kann sie nicht auch ein Vehikel spiritueller Erlangung sein, diese
verfluchte unerfüllte Liebe? (ist mir tatsächlich mal passiert...) Es
geht hier nicht darum, ein besser oder schlechter abzuwägen,
sondern darum, eine Komponente aufzuzeigen.
Was ist, wenn sie ruft: „Zu mir, zu mir" ?
So viele schöne Sternchen da auch zu sehen sind:
Das All ist zum größten Teil zunächst erstmal eins: leer und kalt.
Allgemein
ist All gemein.
Vorsicht !
Die
ALTE
ist eine Verführerin !
Solange Du sie suchst,
flutscht sie Dir wie ein Fisch durch die Finger.
Wenn Du sie hast,
dann hat sie Dich !
Und auf einmal wird
aus der ISIS
eine LILIT !
Man schaue nur richtig auf
1.65 / 1.66
!
Die Trennung macht Sinn wegen XVI
; „Seitdem ich bin" (1.22)
lässt sich auch saturnisch deuten, außerdem gibt es einen
irrwitzigen
Zusammenhang von IS & LI & 31
.
480 ist auch ODVT = Gesetz,
auch ShQP, ein Türrahmen,
das
Dreieck auf Malkuth
zeigend.
Ein Versuch:
AHBH + NPSh + (BHL || HBL) = ODVT = 480
Wir müssen uns daran gewöhnen, daß im LAVL sowohl die
höchsten, wie auch die niedersten Aspekte der „drei Götter" zum
Ausdruck kommen. Der Ausgangspunkt der Observation, der
subjektive Standpunkt, bestimmt jene Auslese, aus welcher sich
die resultierende Deutung zusammensetzt.
Wenn ich zwanghaft nach etwas höchst Heiligem darin suche,
werde ich selbstverständlich schmerzhaftesten Verrenkungen
anstellen, um zu diesem Bild zu kommen.
Und als der Blick dessen, welcher die verborgene Welt sehen
kann, jenen traf, dessen Name Begehren war, verbrannte jener zu
Asche.
Drum süchtet jener nach Manifestation. Diese kann nur in der
Vereinigung stattfinden. Drum süchtet er nach dem Eins. Doch ist
Eins keiner der Zwei.
War jenes Auge nicht geöffnet worden, um Licht in das Dunkel der
Leidenschaften zu bringen?
Rückenmark?
Fischverstand?
Reptilgehirn?
Wenn der Körper erster Botschafter von Gesetz ist,
ist Instinkt der erste Botschafter der Seele.
Aber diese Botschaften wollen zunächst einmal verstanden
werden. Sie müssen als das erkannt werden, was sie sind, um
einer höheren „Weihe" zugeführt werden zu können.
Wer könnte besser verstehen als der Verstand?
Er scheint in unglücklicher Lage zwischen „hohem" und „niederen"
eingeklemmt.
Was kann ich schon verstehen?
„Ich hab's kapiert, ich weiß nur nicht was!"
Immerhin!
Lange genug wurde der Intellekt (= Unschuldsverlust / Zivilisation)
verteufelt.
Noch ein Versuch:
ChIVH = 29 = HADITh
Was ist mit den Göttern / Priestern, die Tierfelle tragen?
Was bedeutet es, das Tier erlegt zu haben?
Lebt der Hund jetzt im Gott, anstatt anders herum?
Hundespeichel ist stark entzündungshemmend .
Geifer? Gift (2.26)? Cerberos? Drogen?
Suchen wir nach der Chance, so etwas wie einen „neutralen",
universalen Liebesbegriff aufzuspüren.
Eine Annäherung:
Schaut Euch mal den attraktivsten und faulsten Planeten im
Sonnensystem an, unten an der Säule der Gnade, der am liebsten
mit der Liebe in Verbindung gebracht wird. Könnte einer seiner
Titel (auch wegen der Erdähnlichkeit) nicht „Anziehung" sein?
Würde Anziehung nicht alles beinhalten was einem begegnet? Die
aktive Perspektive des Passiven. So auch ähnlich in der Waage,
Haus der Venus. Das 7te Haus, mit Venus als natürlichen
Herrscher, auch das Haus der „bekannten Feinde". Oder 12tes
Haus, Fische, Erhöhung der Venus, Haus der „verborgenen
Feinde".
Liebe und Anziehungskraft wären dann zwei Begriffe für dasselbe
Phänomen.
„Liebe ist das Gesetz" heißt schlicht: Die Dinge ziehen sich an.
Die Dinge, die ich anziehe, lösen die Ereignisse aus, welche mir
widerfahren (entgegenkommen).
Insofern kann auch ein Autounfall ein Akt der „universalen Liebe"
sein. Nur ist der Sprachgebrauch so, daß man vom Glück „geliebt"
und vom Pech „verfolgt" wird. Der Unterschied wird aufgrund des
„erwünscht" oder „unerwünscht" gemacht und entspricht somit der
Unterscheidung von „gut" und „böse". Gemeint ist jedoch neutral
gesehen dasselbe: „Erfahrung".
Und damit wären wir wieder bei der alten Frage, die da hieß: Wie
kann der „liebe" Gott sowas zulassen? (Hier, genau hier, kann
MDE's Austausch von „warum" gegen „wozu" Sinn machen.
Geschicklichkeit vorausgesetzt, sonst gibt das eine Giftbrühe.)
Nun ist „Begehren", das eigentliche Synonym für „Liebe",
gleichzeitig Ausdruck einer aktiven Perspektive der Liebe. Nun
wissen wir ja alle, daß Liebe blind macht. Auch Crowley nannte die
Liebe „die größte aller Illusionen". „Begehren" selber impliziert
automatisch „Wünsche". Und mit der Liebe, der Sehnsucht nach
Vereinigung („Denn ich bin geteilt") verbinden wir alle möglichen
Wünsche, Vorstellungen, Hoffnungen, wie etwas wäre, würde es
nur war. Was dann tatsächlich daraus wird, ist eine andere Frage.
Nur allzu gern verschließt man sich dem gegenüber, was letztlich
sich eigentlich als Tatsache herausstellen sollte. Denn was einem
vor Augen steht, ist zunächst das, was man gerne hätte.
Die Mischung der Wunschbilder mit den Fakten ergeben eine
Wirklichkeit.
Hiermit stellt die Bedeutungserweiterung des Begriffs „Liebe" kein
weiteres Problem dar.
Auch die Irritation um den Begriff fügt sich hervorragend in das
Gesamtbild ein: Alles was Begehrenswert erscheint, löst Liebe
aus.
(Es ist das Begehren, was Schoppenhauer in seiner Terminologie
„Willen" nannte. Den schoppenhauerschen Willensbegriff einfach
auf's LAVL zu übertragen, ist gewiß ein riskantes Unterfangen.)
Alles Begehren hat seinen Ursprung in der eigenen
Lebenserhaltung wie Arterhaltung.
Um das Begehren befriedigen zu können, muß das Begehrende
suchen, um zu finden.
Durch das Finden entsteht Orientierung.
Niemand will die Orientierung verlieren.
Also wird am Erlangten festgehalten (Orientierung sieht die
Umwelt als statisch).
Und so halten sich die Trugbilder.
1.21: (XXI !!) „Für den Gott & den Anbeter" (Referenz: 2.8) „bin ich
nichts; sie sehen mich nicht;" (die Wahrheit bleibt unbekannt.
Auch: 1.7: „Ich bin der Magier und der Exorzist;") „Sie sind wie auf
der Erde;" (Das ist der normale Gang der Dinge.)
Was ich in den letzten Abschnitten erläutert habe, sind Aspekte
dessen, was man in der Psychologie „Projektion" nennt:
Ich lebe in der Welt meiner Vorstellungen.
Diese Vorstellungen formen meine Verhaltensweisen.
Meinen Verhaltensweisen entsprechend begegnet mir die Welt.
Die Welt wiederum nehme ich durch die Brille der Vorstellungen
war.
Und so weiter.
Verhältnismäßig einfach wäre die Sache noch, wenn die
Vorstellungswelt tatsächlich nur die eigene wäre. Das ist nicht der
Fall. Die komplette Umwelt, das soziale Gefüge, die Kultur, die
Erziehung etc, alles was unter die Begriffe Konditionierung und
Domestizierung fällt, spielt dort mit rein. Und oft genug weiß man
gar nicht ob die eigenen Wünsche überhaupt die eigenen
Wünsche sind.
Es bedarf also einiges an Arbeit, sich zur freien
Willensentscheidung zu befähigen.
Hier treffen wir wieder auf die für das LAVL typische
Zweischneidigkeit der Begriffe. Auffassungen gegensätzlichster Art
erscheinen möglich. Diese Auffassungen voneinander zu trennen
erscheint beinahe unmöglich.
Ist Wille nun passiv oder Aktiv?
Als Handelnder bin ich aktiv.
Als Impulsempfänger bin ich passiv.
Je mehr ich Erfolg bei meiner Selbstanalyse habe, je besser ich
die Auslöser meines Handelns verstehe, desto mehr befähige ich
mich zum selbstständigen Handeln, kann also meine eigenen
Willen tun, anstelle eines vorgegebenen Vorsatzes zu folgen.
Wenn ich mich nun, in meinem bisherigen Leben, vollkommen
entgegen meiner inneren Natur verhalten habe und sich der über
die Jahre geleugnete innere Konflikt etwa durch einen - im Eifer
des Gefechts ausgelösten - Unfall entlädt, dann ist der
Krankenhausaufenthalt die erste Gelegenheit, zur Besinnung zu
kommen.
Haben wir nun damit etwa schon den „Wahren Willen"
umschrieben? Jain. Wir sind auf dem Weg dorthin.
Im Grunde kann ich jedem nur empfehlen, sich selber auf seine
uneingestandenen Wünsche immer wieder abzuklopfen und sich
zumindest einen großen irdischen Wunsch wenigstens annähernd
zu erfüllen. Die Rede ist weniger von Big Money (das fließt
ohnehin immer in die gleiche Richtung) als von Fähigkeiten.
Fähigkeiten, die man sich selber nicht so recht zutraut. Ich schätze
die Chance, daß sich hier sprunghaft und unerwartet Erfolge
einstellen können, recht hoch ein.
Die Möglichkeit besteht, daß der wahre Wille sich auf halber
Strecke zum Erfolg bereits meldet. Und da der wahre Wille eher
die Tendenz hat, einen von hinten anzufallen, anstatt sich
freundlich vorzustellen, bestünde somit die Chance, daß jener als
solches erkannt wird, wenn er zutage tritt. Gerade dann, wenn sich
irdische Zielsetzungen zerschlagen oder sich in Belanglosigkeit
verlieren, wird's spannend. Je peinlicher desto wahrscheinlicher.
Die aktive Komponente, das „Suchen" nach dem wahren Willen ist
Wachsamkeit und Beweglichkeit. Der wahre Wille kann nicht
durch ein Postulat „heraufbeschworen" werden. Das währe ein
„gegenwärtiges Ansinnen". Das in einem „Ansinnen" Komponenten
des „wahren Willens" versteckt eingeschlossen sind, ist nicht
auszuschließen. Man mag Zeichen des Wahren Willens deuten
und daraufhin sein Ansinnen ausrichten. Das schließt aber
keinesfalls aus, das man absolut falsch liegt. Was aber kein Fehler
ist, da die erhabensten Momente sich aus solchen Irrtümern
herleiten lassen.
Grundsätzlich kommen die Zeichen des bzw Ausdruck des
Wahren Willens eher überraschend und unerwünscht.
Ein Beispiel:
Ich hätte durchaus Anlaß anzunehmen, daß das Verfassen dieses
Traktats Ausdruck meines wahren Willens ist.
Erstes Kriterium dafür: Ich hatte nicht im geringsten vor, ein
Traktat zu schreiben. Ich wollte eigentlich nur ganz nett und
bescheiden ein paar Fragen stellen. Und da ich die Fragen
vernünftig stellen wollte, begann ich welche auszuarbeiten. Mit
dem Effekt zunehmender Verwunderung, zeitweiligen Grolls, bis zu
nicht unerheblichen Erstaunen, gepaart mit Gelächter. Darüber
hinaus: Zunehmender Text und intensiver Arbeit mit dem LAVL.
Ich habe nicht damit gerechnet, daß es in diesem Frühjahr die
Gelegenheit für sowas geben würde.
Kriterium zwei: Das Schreiben hat mich an anderen Dingen
gehindert, die mir vordergründig wichtiger waren. Ich wollte
eigentlich Urlaub machen und mich Computergeschichten weiter
einarbeiten. Es gibt also ein Ärgernis, weil 'Wichtiges'
liegengeblieben und verpasst worden ist.
Kriterium drei: Ich habe über mein Schreiben nicht nur Anteile
meines Wissens aus dem Sumpf der Selbstverständlichkeiten
heraus gefischt, sondern habe alte Fragen - auch mich betreffend -
neu beantwortet und bin teilweise zu vollkommen neuen
Erkenntnissen gekommen. Genauer gesagt: 40% des hier
Dargelegten ist mir selber vollkommen neu.
Kriterium vier wären Synchronizitäten. Ein paar Scheußlichkeiten
am Rande: Eine Person, die mir viel Arbeit hätte auftragen
können, hatte einen Unfall und fiel insgesamt drei Wochen aus. Ich
selber wurde krank und blieb zu Hause. Also gab es Zeit zum
Schreiben. Ansonsten sehe ich meine real existierende Person
nicht als Urheber dieser Schmierenkomödie.
Wenn ich recht habe, hätte ich diesen Ausdruck meines wahren
Willens planen, beschwören oder herbei suggerieren können ?
Wohl kaum.
Somit könnte ich schließen:
„Liebe unter Willen" = „Liebe mit Bewusstsein".
Oder eben:
„Lebe mit Bewusstsein
(um Dein Leben als Akt der Liebe verstehen zu können)".
Wenn ich „Liebe unter Willen" als Voraussetzung zur Erkenntnis
des „wahren Willen" verstehe, dann ist „wahrer Wille" aus rein
menschlicher Sicht vollkommen passiv, denn er scheint von
außerhalb zu kommen.
Dieser „passive" Wille hat aber nach außen hin gegebenenfalls
äußerste Aktivität zur Folge.
Dies ist das klassische Bild aller getriebenen, inspirierten,
beseelten, engagierten und schöpferischen Menschen.
„Was treibt denn diese Menschen so?",
fragt sich der Normalbürger etwa,
„sie könnten's doch viel bequemer haben".
Tja,
„Da steckt bestimmt Geltungssucht, Eitelkeit und ähnliches
dahinter, wenn sie nicht ohnehin schon komplett spinnen".
Oder:
„Ohne den wären wir heute nicht so weit."
Oder:
„Das sind die Erfolgreichen!"
Oder:
„Das ist mein Vorbild."
„Das ist mein Idol."
„Das ist ein Könner."
Schöne Aussichten auf dieser Anhöhe!
Aber ziemlich einsam hier.
Irgendwer, mit dem man noch vernünftig reden kann?
Wer sieht mich denn?
Alle sehen nur irgendwas in mir.
Wenn überhaupt irgendwer irgendwen gesehen hätte...
Einige wenige vielleicht.
Ein Grund, nicht berühmt zu werden.
Oder ein Grund, berühmt zu werden.
Verehrt bis zum kotzen.
Aber es bedarf nicht einmal Berühmtheit für den entsprechenden
Brechreiz.
Wenn da einjeder daherkäme und mir bekundete, mich lieb zu
haben?
Igiddegitt !
Das ist schlichtweg eine Anmaßung!
Das wäre dann schon per se eine Ignoranz meiner Person
gegenüber.
(Übrigens: Wie viele Kinder werden von ihren Eltern kaputt geliebt,
ohne das vordergründig die Erziehung so völlig daneben gewesen
wäre?)
Ich denke, daß „Respekt" vollkommen ausreichend ist.
Inwieweit „Respekt" deckungsgleich mit „Liebe" ist...
Nun, Respekt ist immerhin eine Basis für Austausch.
Wo wir nun gerade bei den Vorbildern waren, nun die Gelegenheit
erstmals 3.11 anzusprechen:
Der „Beweis für die Welt" soll beispielhaftes Verhalten sein ?
Soll ich ein Beispiel für Andere sein ?
Wie soll das gehen ?
Da müsste ich dafür Sorge tragen, das ich erkennbar bin.
Das würde voraussetzen, daß ich mich beliebt mache.
Oder im schlimmsten falle populär.
Wenn ich den Pfad der Tugend beschreite, kann ich nicht
erwarten, gesehen zu werden.
Gefährlich wird es, wenn ich die Gier nach Applaus in mir wecken
sollte.
Es bedarf dringend ausreichend anderer Quellen, aus denen die
Eitelkeit gefüttert werden kann!
Vorbilder ?
Wer ?
Jesus Christ Superstar ?
Augustus der Erhabene ?
Alexander der Große ?
Napoleon ?
Picasso ?
Van Gogh ?
Crowley ?
MDE ?
Ich ?
Wie wär's mit:
2.33: „Genug von SeiGrund !
Er sei verdammt wie ein Hund !"
Wenn ein Werk nicht von der Person des Schöpfers getrennt
werden kann, verhindert das eine längerfristige gewinnbringende
Auswertung und somit den Bestand des Werkes.
Tragischerweise führt der Prozess dieser Trennung, über das
Sezieren der Person.
Wenn menschlich allzumenschliches aufgedeckt ist, stürzen sich
meist die Hyänen auf den Leichnam, was eine sinnvolle Trennung
von Werk und Person wiederum behindert.
Guter Stil kann nicht wider die Bedarfslage des Volkes
reglementiert werden. Auf diese Weise wird gespottet und
gekreuzigt.
Insofern ist es die eleganteste Methode, nach Möglichkeit auf
Vorbilder zu verzichten und vollkommen darauf zu verzichten,
Vorbild sein zu wollen. Diese Eleganz gewährleistet letztlich die zur
persönlichen Entwicklung benötigte Bewegungsfreiheit. Einem
Opportunismus, auf dem öffentlichen Urteil basierend, wird
Nährboden entzogen.
Sollte sich ein Vorbilds-Effekt einstellen, ist es geboten, diesen
genauestens an zu analysieren.
Natürliche Autorität etwa, ein beinahe zwangsläufiges
Nebenprodukt von „Könnerschaft" ist eine große Falle. Gewisse
Rückmeldungen von „unten" entfallen unbemerkt.
Diesen Effekt komplett abfangen zu wollen, ist wohlmöglich eine
Meditationsaufgabe für sich.
Aus uneingestandener Opposition „von unten" braut sich schnell
ein Groll zusammen. Das Gebräu unausgesprochenen Grolls ist
der potentielle Sprengstoff eines jeden Lehr-, Gedanken- oder
Sozialgebäudes. Beim Auftreten offensichtlicher Dissonanzen
explodiert das Pulverfaß.
Insofern Eigenschaften wie: Vorbild, freundlich, verständnisvoll,
liebend etc im Zusammenhang mit religiösen Gruppierungen
gebracht werden, muß damit gerechnet werden, daß
Wahrscheinlichkeitsfelder zur Anwendung kommen. In diesem
Falle ist der Öffentlichkeit zunächst einmal recht zu geben. Diese
Kriterien können also nicht greifen. Öffentliches Auftreten ohne
extreme Verzerrungen ist eine Wunschvorstellung.
Will man also 3.11 tatsächlich auf Fragen der Vorbilder abklopfen,
läuft das Ergebnis eher auf das Gegenteil von Vorbildern hinaus.
Insgesamt sind Vorbilder zwar sehr wohl ein vorerst
unvermeidbares Phänomen. Sicherlich sind sie auch eine
temporäre Basis zum lernen, Ansporn zum selber machen usw.
Aber als Basis zur sozialen Entwicklung stellen Vorbilder eher eine
Methode dar, die auf Dauer überwunden werden muß.
_______________________________________________________
Laßt uns noch einmal einen Blick auf die Möglichkeiten werfen,
inwiefern ein einfaches Konzept des liebenden Verhaltens uns auf
den Weg der Erkenntnis führen kann.
Ich denke: Durchaus.
Aber:
Jegliches „einfache Konzept" fällt individuell komplett anders aus
und heißt nicht gezwungenermaßen sofort „Liebe".
Ich verweise noch mal kurz auf die Auflistung der möglichen
Beweggründe zur Beschäftigung mit dem Liber Al im vorigen
Kapitel.
Woran soll man denn den „ultimativen Anfänger" definieren?
Es ist unmöglich generell zu sagen: „So fängt man am besten an."
Das würde auch eine Respektlosigkeit gegenüber eigenständigen
Bemühungen mit einbeziehen. Unglücklich diejenigen, die das
kommentarlos schlucken.
Das liest sich zumindest so, als ob alle, die sich dem LAVL nähern,
moralisch und intellektuell unterentwickelt, unkultiviert, neurotisch
und hasserfüllt seien und dringend der gütigen Anweisungen des
Onkel MDE bedürften.
Also, welche Empfehlungen ließen sich wohl machen?
Dem Rationalisten: den Gültigkeitsbereich der Ratio abzuklären.
Dem Christen: Die Geschichte des Christentums zu observieren.
Dem selbst ernannten Satanisten: Über die Liebe nachzudenken.
etc.
Der Zwang, behaupten zu müssen, 'diese' Tugend stünde höher
als 'jene', erklärt sich traditionell über unser aller heiß geliebter
Weigerung, selber nachzudenken und stattdessen die sofortige
Aushändigung der leicht verständlichen Betriebsanleitung für das
100%ige Funktionieren von allem möglichen zu verlangen.
Nach weiterer Observation sehe ich keinen Anlaß dafür, diese
Tradition weiter zu unterstützen.
Nun zu den Tücken des „einfachen Konzeptes" des liebenden
Verhaltens.
Etwa der Hilfsbereitschaft: Im täglichen Leben gewiß ein wertvolles
Training, bei dem ich übrigens selbst oft genug kläglich versagt
habe. Aber sobald die esoterische Komponente dazukommt: Die
Möglichkeiten der Fehleinschätzung sind so derart mannigfaltig,
das eine angestrebte gute Tat schnell zum Gewaltakt geraten
kann.
Aber auch im normalen Leben ist das nicht viel anders:
Wenn ich die Sorge um das Wohlbefinden aller Menschen in
meiner unmittelbaren Umgebung zum Dreh und Angelpunkt
meines Handelns mache, laufe ich Gefahr, daß sich mein
Selbstwertgefühl von meiner Sorge abhängig macht.
Folge: Das typische Helferlein-Syndrom.
Gerade von „gut sein" wollenden Menschen, wird in der Regel
ignoriert, wie sehr Sorge, Hilfsbereitschaft oder gar Mitleid
hochgradige Beleidigungen sein können.
Die Verärgerung, angesichts einer „nicht Dankbarkeit" seitens der
unfreiwillig Bemutterten, ist immens. Echtes Verständnis für den
Gegenüber wird blockiert, nicht zuletzt von einer Illusion der
„Offenheit" des Umgangs, welche in Wahrheit ein Hilferuf der
eigenen Seele nach Zuwendung zum eigenen Ich ist.
Crowley schreibt in seinem Kommentar zu 1.31 von der
„ignoranten Einmischung in die Sachen anderer Leute".
Die besten Lehrmeister sind hier unter Umständen ausgeprägte
neurotische Fälle, denen der beste gute Wille nichts hilft, die sich
immer verfolgt, immer mißverstanden fühlen werden, denen nur
ein ausgebildeter Psychologe mit professioneller Distanz und
endlos viel Zeit aus der Patsche helfen kann.
Spätestens nach längerem Scheitern sollte ich den Punkt
erkennen, an dem ich mich selber ausbremse. Mit meinem
Ausbremsen tue ich niemandem einen Gefallen.
Es gibt bestimmt Menschen, deren Lebenssinn grundsätzlich das
Helfen und Heilen ist. Dabei handelt es sich um ganz bestimmte
Menschen. Talente und Profis auf ihrem Gebiet oder durch
Schicksal dazu „Verurteilte" (kann jedem mal passieren).
Wenn ich nur glücklich sein kann, wenn alle anderen glücklich
sind, entziehe ich mich eher der Fähigkeit, tatsächlich andere
glücklich zu machen.
In vielen Dingen, ist Sensibilität für das rechte Maß das wertvollste
Gut, obwohl dieselbe gewiß über den Umweg der Maßlosigkeit
erlernt werden kann.
Ich selber habe mich übrigens verschiedentlich dabei erwischt, ein
aggressiver Schenker zu sein und mußte mich fragen, wo da die
Freundlichkeit abgeblieben ist.
Wenn ich aber das Bedürfnis spüren sollte „alle Menschen" zu
lieben: Ein Fehler?
Sehen wir's mal so:
Wenn mich irgendwann mal, der mit uneingestandener
Megalomanie angereicherte Impuls befallen sollte, der Menschheit
(weiter)helfen zu wollen, sich daraus die Vision einer
Weltumarmung erheben sollte und mir das einen Tag später
irgendwie peinlich ist, dann könnte das ein gutes Zeichen für
meine persönliche Entwicklung sein.
Viel einfacher ist es jedoch, sich die Angehörigkeit zu seiner
Gattung einzugestehen und daraus zu schließen, daß es kaum
eine andere Möglichkeit gibt, als im Sinne der eigenen Gattung zu
handeln, insofern sinnvolles Handeln angestrebt wird.
Oder noch einfacher:
Es gibt
nur einen wahren Glauben
, das ist der Glaube an den
Menschen!
_______________________________________________________
Was mich ja nun im höchsten Maße irritiert hat, war die
Behauptung, Deutungen auf der Grundlage der „Prinzipien von
Wahrheit und Liebe" würden bewirken, das sich alle Irritationen um
„grauslige" Textpassagen im LAVL schnell auflösen würden.
Als ob es allein der Irritationen um die „Prinzipien von Wahrheit
und Liebe" nicht schon genug gäbe.
Sollen wir die Irritationen mit Irritationen auflösen?
Und das auch noch schnell?
Und ?
Tralala !
Keiner mehr beunruhigt ?
Mal bitte aufzeigen !
Ich probier's nochmal:
Wenn jemand „ihr Fleisch" zu essen bekommt, kann das auch
heißen, daß derjenige Fleisch von „ihnen" bzw „ihrem" Vorrat
serviert bekommt, sich also eventuell als „Sieger" bewirten lässt
(im Altertum üblich).
Auch „Jägerschnitzel" impliziert nicht automatisch Kannibalismus,
selbst wenn das der Symbolik („trafen sich zwei Jäger") inhärent
sein sollte. „Essen" scheint anzudeuten, daß verwertbare
Substanz vorhanden ist, wobei Fleisch nahelegt, daß der
Ballaststoffe nicht viele sind. (Korrespondenz mit 3.51 ?) Übrigens
wird bei der Erforschung der Menschheitsgeschichte,
Fleischgenuß in Verbindung mit der Evolution des Gehirns
gebracht.
„laß Blut in/zu meinem Namen fließen":
Sollte da irgendwer „vergießen" gelesen haben ? Wie wär's mit
„Hauch meinem Namen Leben ein"?
„Feuer und Blut" ist ein interessantes Bild zur Ambivalenz der
beiden aktiven Elemente + dieser zur Luft und der damit
verknüpften Symbole. Vielleicht auch eine Warnung, die aus Sucht
nach Eindeutigkeit bei Konfrontation mit Mehrdeutigkeit
resultierenden, Mißverständnisse nicht zu unterschätzen. Eine
wundervolle Analogie erfahren wir aus der Wissenschaft, daß die
schweren Elemente (XXI) in den Sonnen entstehen, welche erst
nach Explosion der Sonnen (nimm die Symbolik der
Untergehenden Sonne) im Universum freigesetzt werden. Das Rot
unseres Blutes ist bei Super Novae entstanden! Diese Symbolik
würde natürlich vollends auf 1.30 und IX passen.
„Schwerter & Speere": Feuer und Luft; „Frau" & „Schwert" :VIII,
Waage, 30, etc : Ja, ich denke, es ist gut Ahnung davon zu
haben. Weiteres siehe weiter unten.
Wenn „Heiden" Glaubensbekenntnisse sind, dann wollen wir uns
redlich bemühen.
Ihnen soll zuteil werden, was Sie zu verantworten haben.
Auf das es eine Warnung sei für alle !
...ahäm...
Da haben wir's wieder mal !
Man kann sich anstrengen wie man will, das Buch verleitet doch
wieder zum Sadismus in irgendeiner Form.
Wüste Interpretationen ?
Sehr richtig !
Die Wüste der Interpretationen.
Womit aber immerhin ein Anfang für die Interpretation von
3.10 / 3.11 gemacht wäre.
3.10 verlangt also, daß das Gesetz in die Seele verinnerlicht
werden soll?
Ich sehe mich schon, wie der Schreiber Johannes, das Buch
aufessen: Süß wie Honig im Mund und bitter im Magen.
Na ja, ganz so abwegig ist das ja auch nicht. Nur, daß „es lebendig
halten" gar nicht mehr so großer Bemühungen bedarf. Zu tun gibt's
genug. Wer könnte da ruhig bleiben?
„Erst wenn das verständen ist, wird auch der folgende Vers
verständlich:"
Was also, sollte verstanden sein?
|